Vom Museumsdepot in die Nicolaikirche

Hans Zaremba über den SPD-Stadtbummel zwischen den Jahren

Der von den heimischen Sozialdemokraten im Sommer 1997 zum ersten Mal offerierte öffentliche Stadtspaziergang hat sich im vergangenen Vierteljahrhundert zur festen Größe des jährlichen Programms des Lippstädter SPD-Ortsvereins entwickelt. Auch die durch die Corona-Pandemie bedingte Pause in 2020 und 2021 hat diesem Veranstaltungsformat der Sozis keinen Abbruch getan, was ihr im September des letzten Jahres durchgeführter Bummel dokumentierte.

Interessanten Ablauf vorbereitet:
Karl-Heinz Tiemann Bildmitte) eröffnet vor dem Bernhard-Brunnen den SPD-Stadtbummel zwischen den Jahren.
Foto: Hans Zaremba

Interessanter Ablauf

Für den Ausrichter ein willkommener Anlass, diesen Selbstläufer seiner Aktivitäten auch zwischen Weihnachten und Silvester anzubieten. Anstelle des kurzfristig verhinderten Stadtführers der Sozialdemokraten, Wolfgang Schulte Steinberg, war ihr SPD-Ortsvereinsvorsitzender Karl-Heinz Tiemann in die Bresche gesprungen und konnte mit der ab dem Bernhard-Brunnen gestarteten Exkursion einen rundum interessanten Ablauf präsentieren. Mit einigen Informationen über den 1914 ursprünglich zu Ehren des Stadtgründers Bernhard II. geplanten, dann aber als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erstellten Bernhard-Brunnens führte der lokale SPD-Vormann die über 30 Personen große Gruppe in das Museumsdepot Dort wurde sie von der Chefin des Stadtmuseums, Dr. Christine Schönebeck, und der Bauleiterin des Objektes in der Hospitalstraße, Iris Korbmacher, erwartet.

Informierten über das in der Hospitalstraße entstehenden Museumsdepots:
Die Leiterin des StadtmuseumsDr. Christine Schönebeck (links), und Iris Korbmacher (mit dem Mikro) aus dem Fachdienst Gebäudewirtschaft im Stadthaus.

Optimale Bedingungen

Die Sammelstelle habe man geschaffen, „um wertvolles Kulturgut der Gesellschaft sowie der Einwohner Lippstadts vor allen erdenklichen schädlichen Einflüssen zu schützen und präventiv zu konservieren“, hob die Museumsleiterin hervor. Dabei würden mannigfache Materialien aus Holz, Textil, Metall, Glas, Kunststoff und Keramik im einst vom Unternehmer Sally Windmüller (1847-1919) als Lampenfabrik und Vorläuferin der „Hella“ sowie zuletzt als Asyl für Geflüchtete genutzten Gebäude voneinander getrennte, optimale klimatische Bedingungen vorfinden, um sie auf unbestimmte Zeit sicher zu lagern. Die seit 2003 im städtischen Fachdienst Gebäudewirtschaft angestellte Architektin Iris Korbmacher erklärte, dass „für das Funktionieren des Depots ein beständiges Klima erforderlich ist“. Anstelle einer Heizung bewerkstellige dies eine hochmoderne Klimaanlage, „die sowohl wärme als auch kühle“. Überrascht waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SPD-Inspektion über die räumlichen Gegebenheiten für die Bewahrung der unzähligen erhaltenswerten Exponate aus der Lippstädter Geschichte.

Aufwertung einer Brache entlang der Bahnlinie:
Udo Strathaus (rechts) erläutert das vom Stadtrat beschlossene integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für das „Quartier südliche Altstadt (QSA) mit dem geplanten künftigen Stadthaus auf dem einstigen Güterbahnhofsgelände.

Städtebaulicher Anker

Von Udo Strathaus, Senior im Lippstädter Stadtrat, wurden beim gut vorbereiteten Rundgang entlang der Bahnlinie die Grundlagen für das vom Stadtrat am 19. September 2022 beschlossene integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für das „Quartier südliche Altstadt (QSA) vorgestellt. „Mit ihm sollen die gegenwärtig vorhandenen Missstände auf der jahrelangen Brache des einstigen Güterbahnhofs behoben werden“ unterstrich das SPD-Mitglied in der Stadthauskommission und fügte hinzu: „Wesentlicher Impulsgeber für die Entfaltung des QSA ist der innovative und nachhaltige Neubau des Stadthauses als neuer städtebaulicher Anker“. Durch eine Photovoltaik-Anlage, einer Dachbegrünung und die konsequente Regenwassernutzung wolle man den gegenwärtigen Energiestandards gerecht werden. Mit dem Stadthaus werde nicht nur ein neues Verwaltungsgebäude errichtet, sondern zugleich ein Treffpunkt für abwechslungsreiche Zusammenkünfte geschaffen. Er gehe davon aus, dass mit den Erdarbeiten noch in 2023 begonnen werde. Das von den Kritikern angeführte Kostenvolumen von 60 Millionen dürfe nicht isoliert gesehen werden. „Berücksichtigt werden müssen auch die Ersparnisse der Mieten für das aktuelle Vorhalten der vielen Nebenstellen der Verwaltung, die bei einer zentralen Dienststelle nicht mehr erforderlich sind.“ Ebenso seien die Erlöse aus der Vermarktung der momentanen Verwaltungsbauten am Ostwall und in der Geiststraße einzubeziehen.

Fand eindrucksvolle Worte:
Pater Hans-Georg Radina blickte auf die Geschichte der Nicolaikirche.
Fotos (3): Karl-Heinz Tiemann

Wechselvolle Vergangenheit

Es war der Pater Hans-Georg Radina von den Vinzentinern, der den Spaziergängern der SPD-Gruppe bei ihrer nächsten Station, die Nicolaikirche in der Klosterstraße, mit eindrucksvollen Worten die wechselvolle Vergangenheit des Gotteshauses einschließlich der Reformation vermittelte. Zugleich erläuterte der Geistliche die baulichen Besonderheiten der ältesten Kirche in Lippstadt vom einstigen romanischen Langhaus zur heutigen großen neugotischen Hallenkirche nach den Plänen des Paderborner Dombaumeisters Arnold Güldenpfenning (1830-1908). Zum gemütlichen Ausklang der Wanderung fand man sich in der Kultkneipe „Zum Güterbahnhof“ ein, wo noch etliche Fachsimpeln über das gerade Erlebte und Blicke auf künftige Vorhaben erfolgten.