Nach dem Wasserschaden stehen viele Fragen an

Verantwortliche im Stadthaus mit etlichen Vorwürfen konfrontiert

Der enorme Starkregen am Donnerstag, 22. Juni 2023, hat im ohnehin schon zuvor renovierungsbedürftigen Stadtmuseum zusätzliche Schäden hervorgerufen. Die Kritik auf dieses Vorkommnis für die Verwaltung am Ostwall ließ nicht lange auf sich warten.  Dieser Artikel ist in die Ausgabe 7/2023 der SPD-Publikation Rote Lippe Rose intern aufgenommen worden, die am Montag, 31. Juli 2023, erscheint. Vorab wird er bereits im Internet veröffentlicht.

Lippstadt am Dienstag, 18. Juli 2023:
An diesem Tag verschaffte sich Wolfgang Schulte Steinberg im Palais Rose einen unmittelbaren Eindruck über die massiven Schäden im Stadtmuseum. Auf dem Bild weist er auf jene Stelle, wo das Wasser in das zweite Obergeschoss eingedrungen ist.   
Foto: Karl-Heinz Tiemann

Fragen

Der einstige Vorsitzende des städtischen Kulturausschusses, Wolfgang Schulte Steinberg, registrierte gemeinsam mit Karl-Heinz Tiemann am Dienstag, 18. Juli 2023, eine Vielzahl von Verwüstungen im Stadtmuseum, über die zuvor am Samstag, 15. Juli 2023, die örtliche Tageszeitung erstmals berichtet hatte. Seine verständliche Verärgerung über das unsägliche Verhalten der Verantwortlichen im Stadthaus im Umgang mit der Behebung des Schadens nach dem Tornado hatte der Sozialdemokrat zuvor im Gespräch mit der Presse zum Ausdruck gebracht. Dort war von der Einschaltung der Kommunalaufsicht und der Denkmalbehörde die Rede, ebenso von einer möglichen Strafanzeige. In seinem von der Gazette vom Wasserturm am Freitag, 21. Juli 2023, veröffentlichten Leserbrief wurde das Mitglied des Beirats des Fördervereins des Stadtmuseums konkreter und formulierte zugleich eine Reihe von Fragen: Ist den handelnden Personen nicht bewusst, was hier auf dem Spiel steht? Wer trägt da die Verantwortung in Bezug auf das Denkmalschutzgesetz NRW § 1 („zu schützen und zu pflegen“) und § 7 („vor Gefährdung zu schützen“)? Wo bleiben Politik, Verwaltung und Denkmalbehörde?

Aufräumarbeiten

Überdies betrachtete unterdessen mit Jens Behrens, Oliver Bertelt, Mathias Marx, Sabine Pfeffer und Hans Zaremba auch eine Delegation der SPD-Ratsfraktion die gegenwärtige Situation im Museum. Dass der Einsatz für das denkmalgeschützte Gebäude seit Jahren bei den Verantwortlichen in der Verwaltung nicht von einem besonderen Eifer durchwachsen war, ist nach dem jetzt registrierten Wasserschaden und die damit verbundenen Aufräumarbeiten im Museum noch einmal deutlich geworden. Dazu erreichten die Redaktion dieser Publikation einige kritische Anmerkungen der Vorsitzenden des Kulturausschusses der Stadt Lippstadt, Sabine Pfeffer, die nachstehend in Auszügen veröffentlicht werden.  

Lippstadt am Mittwoch, 26. Juli 2023:
Wolfgang Streblow (rechts) aus dem städtischen Fachdienst Kultur und Weiterbildung erläutert einer SPD-Delegation die nach dem Wasserschaden im Museum jetzt anstehenden Arbeiten. Mit im Bild von links Mathias Marx, Oliver Bertelt und Sabine Pfeffer.
Foto: Hans Zaremba

Wertschätzung

Wenn es in Lippstadt um die Wertschätzung und den Einsatz für kulturelle Belange geht, muss es wohl erst „ganz dicke “ kommen, wie man so schön sagt.  Am Zustand unseres Stadtmuseums, einem denkmalgeschützten und in Westfalen einmaligem Kleinod als bürgerlichem Gebäude, von der darin befindlichen, wertvollen Sammlung mal ganz abgesehen, lässt sich sehr schön die Priorität ablesen, die die Kultur in Lippstadts Stadtspitze besitzt. Nämlich seit Jahrzehnten auf den hinteren Plätzen. Es war und ist immer noch sehr traurig mit anzusehen, wie die Geschichte unserer Stadt so mit Füßen und Ignoranz bestraft wird. Seitdem der Fachbereich Kultur, Schule und Sport seinerzeit mehr oder weniger wahllos aufgeteilt und angegliedert wurde, fristet die Kulturpolitik ein Dasein als Anhängsel, gerne übersehen und übergangen. Kultur als Wirtschaftsförderung, kulturelle Bildung und Klebstoff für Bürger, Zuwanderer und Besucher der Stadt wird nicht ernst genommen. Das betrifft nicht nur den baulichen Zustand des Museums, jahrelange Verschleppungstaktik was Sanierung und Erweiterung angeht, sondern auch der Umgang mit anderen Kultureinrichtungen. Andere Städte machen es vor: Innenstädte brauchen mehr Handel, sie brauchen soziale Treffpunkte, Aufenthaltsqualität und Angebote an alle Altersstufen und Bildungsklassen in einem kreativen, anregenden und interessantem Umfeld, was über Parkplätze hinausgeht.

Karl-Heinz Tiemann / Hans Zaremba