Viele Fragen zum Schaden im Museum

Verantwortliche im Stadthaus mit etlichen Vorwürfen konfrontiert

Der enorme Starkregen am Donnerstag, 22. Juni, hat im ohnehin schon zuvor renovierungsbedürftigen Stadtmuseum zusätzliche Schäden hervorgerufen. Zwangsläufig wurde die Verwaltung nach diesem Vorkommnis und ihre in der Folge nicht gerade offene Kommunikation in den letzten vier Wochen mit erheblichen Vorhaltungen konfrontiert.  Dieser Beitrag wurde für „Lippstadt am Sonntag“ erstellt und wird im Internet vorab veröffentlicht. 

Blick auf die immensen Aufräumarbeiten im Stadtmuseum:
Sie erläutert Wolfgang Streblow aus dem städtischen Fachdienst Kultur und Weiterbildung (Bildmitte) der SPD-Delegation bei ihrer Inaugenscheinnahme im Haus an der Rathausstraße. Mit dabei waren von links Mathias  Marx, Oliver Bertelt, Sabine Pfeffer und Jens Behrens.
Foto: Hans Zaremba

Anhängsel

Dass der Einsatz für das denkmalgeschützte Gebäude seit Jahren bei den Verantwortlichen am Ostwall nicht von einem besonderen Eifer durchwachsen war, wurde noch einmal deutlich, als sich eine Delegation der SPD-Fraktion über das Ausmaß der Verwüstungen und die damit verbundenen Aufräumarbeiten im Kleinod an der Rathausstraße einen direkten Eindruck verschaffte. „Wenn es in Lippstadt um die Wertschätzung und den Einsatz für kulturelle Belange geht, muss es wohl erst ganz ´dicke` kommen, wie man so schön sagt“, schildert die Kulturausschussvorsitzende Sabine Pfeffer ihre Wahrnehmung. Daran lasse sich „die Priorität ablesen“, die die Kultur in der Stadtspitze besitze. „Nämlich seit Jahrzehnten auf den hinteren Plätzen“, unterstreicht sie ihren Verdruss auf die nicht ausreichende Anerkennung für die Kultur im Stadthaus und fügte hinzu: „Es war und ist immer noch sehr traurig mit anzusehen, wie die Geschichte unserer Stadt so mit Füßen und Ignoranz bestraft wird.“ Seitdem der Fachbereich Kultur, Schule und Sport seinerzeit mehr oder weniger wahllos aufgeteilt und angegliedert wurde, friste die Kulturpolitik ein Dasein als Anhängsel, „gerne übersehen und übergangen“. Kultur als Wirtschaftsförderung, kulturelle Bildung und Klebstoff für Bürger, Zuwanderer und Besucher der Stadt werde nicht ernst genommen.

Verschleppungstaktik

„Das betrifft nicht nur den baulichen Zustand des Museums, jahrelange Verschleppungstaktik was Sanierung und Erweiterung angeht, sondern auch der Umgang mit anderen Kultureinrichtungen“, findet Sabine Pfeffer nachdrückliche Worte zur offenkundig nicht allzu stark ausgeprägten Anerkennung der Verwaltungsspitze für die Kultur. „Andere Städte machen es vor: Innenstädte brauchen andere Formen des Handels, soziale Treffpunkte, Aufenthaltsqualität und Angebote an alle Altersstufen und Bildungsklassen in einem kreativen, anregenden und interessantem Umfeld, was über Parkplätze hinausgeht.“ Bereits unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Wasserschadens im Museum hatte sich auch der einstige Kulturausschussvorsitzende Wolfgang Schulte Steinberg zu Wort gemeldet und das nach seiner Empfindung unsägliche Verhalten im Stadthaus beanstandet. Dabei wurde von ihm auch eine mögliche Strafanzeige in Erwägung gezogen. Zugleich formulierte das Beiratsmitglied des Fördervereins für das Stadtmuseum einige handfeste Fragen: „Ist  den handelnden Personen nicht bewusst, was hier auf dem Spiel steht? Wer trägt da die Verantwortung in Bezug auf das Denkmalschutzgesetz NRW § 1 (´zu schützen und zu pflegen´) und § 7 (´vor Gefährdung zu schützen´)? Wo bleiben Politik, Verwaltung und Denkmalbehörde?“ Eine Fülle von Rügen und Fragen, die einer konkreten und umfassenden Aufarbeitung durch die Verwaltung bedürfen, bewertet der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Behrens die gegenwärtige Debatte rund um das Palais Rose. Dies sollte im Wesentlichen bis zur September-Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses mit einer aussagekräftigen Vorlage zum weiteren Vorgehen erfolgt sein.