Bundespolitik
Gute Idee wurde hochgradig missbraucht
Deutliche und selbstkritische Worte zur Leiharbeit von Dieter Wiefelspütz
Deutliche Vokabeln („Sauerei“) benutzte Dieter Wiefelspütz, als sein Interviewpartner und Gewerkschaftler Hans-Joachim Kühler das Thema Leiharbeit aufgriff. „Was als eine gute Idee gedacht war, wurde hochgradig missbraucht!“ Dabei übte das Mitglied des Deutschen Bundestages auch Selbstkritik („Ich rege mich über mich selbst auf“).
Unsittsam
„Leiharbeit kann ein sinnvolles Instrument sein, um Auftragsspitzen in Betrieben abzufedern.“ Deshalb wolle die SPD die Leiharbeit auch nicht gänzlich wieder abschaffen. Allerdings müssten die Beschäftigten wirksam gegen einen Missbrauch ihrer Arbeitskraft geschützt werden. Die SPD-Fraktion im Bundestag fordere daher seit langem wirkungsvolle Regeln, um den bösen Auswüchsen der Leiharbeit Einhalt zu gebieten. Es sei einfach unsittsam, wenn die Leiharbeiter für die gleiche Arbeit zum Teil mit einer Summe von 30 Prozent weniger als die Stamm-Mitarbeiter entlohnt würden.
Kurswechsel
Größere Unternehmen hätten mit der Gründung von Tochter-Firmen einen „zweiten Arbeitsmarkt zu Dumping-Löhnen“ geschaffen. Auch aus dem Publikum waren viele kritische Töne zur gegenwärtigen Praxis der Leiharbeit zu vernehmen. Die zu beklagenden negativen Begleiterscheinungen seien auch im öffentlichen Dienst anzutreffen, wo oftmals junge Leute für niedrige Vergütungen zu hochwissenschaftlichen Ausarbeitungen herangezogen würden, ohne ihnen eine längere berufliche Perspektive zu bieten. „Dass immer mehr Menschen in prekäre Arbeitsverhältnisse abgedrängt würden, ist nicht mehr zu tolerieren“, rügte Hans-Joachim Kühler die momentane Praxis. „Wir brauchen ein Gesetz, das gleichen Lohn für gleiche Arbeit garantiert“, lautete klipp und klar die Antwort von Dieter Wiefelspütz auf den von seiner Partei im Falle eines Sieges bei der Bundestagswahl im Herbst beabsichtigten Kurswechsel in der Leiharbeit.