Ausgabe August 2017: Stadtbummel mit Wolfgang Schulte Steinberg

Bundespolitik

Mittwoch, 28. Juni 2017:Diese drei Männer bildeten einen Teil des Podiums beim SPD-Dialog im „Fresco“. Von links Eike Hovermann, Moderator, Oliver Bertelt, Ver.di, und Ralf Britten, AOK. Fotos (2): Karl-Heinz Tiemann

Mangel an Fachkräften

Beklagt wurde beim SPD-Forum der Mangel an Fachkräften. Dazu einige Zahlen, die im „Fresco“ präsentiert wurden. Derzeit würden nach Auskunft des AOK-Vertreters Ralf Britten 2.9 Millionen Menschen in Deutschland gepflegt, davon 2.1 Millionen ambulant in den eigenen vier Wänden rund 800.000 Frauen und Männer in Pflegeeinrichtungen. Die Zahl der arbeitenden Pflegekräfte wurde von ihm mit 1,1 Millionen beziffert. Darunter befänden sich 360.000 ambulante Pflegekräfte. Den abzeichnenden Fachkräftemangel führte Reinhold Winkelhorst, aus der Lipperbrucher Bodelschwinghschen Einrichtung auf das schlechte Image des Berufes zurück, was an den Arbeitszeiten mit seinen unterschiedlichen Diensten, der schlechten Bezahlung und hohen Belastung liege. Ähnlich sahen dies auch der Arzt Dr. Volker Sippel („Die Pflege wird oft als medizinischer Hilfsberuf angesehen“) und der Gewerkschaftler Oliver Bertelt („Die Personaldecke ist in vielen Häusern zu dünn“).

Zu wenig Wertschätzung

Zu wenig Wertschätzung und starre Hierarchien in den Krankenhäusern wurden in der vom Lippstädter Eike Hovermann und vom Werler Jürgen Stache geleiteten Diskussion aus der Mitte des zahlreich erschienenen Fachpersonals als Kritikpunkte angeführt. Dazu registrierte die Berichterstatterin der Zeitung „Der Patriot“ in ihrem Artikel am Freitag, 30. Juni 2017: Die Pflege sei eine komplexe Angelegenheit und das Personal müsse selbstbewusst aufstehen und für seine Rechte eintreten, meldete sich eine junge Frau zu Wort und erntete dafür viel Beifall. Zweifellos eine konsequente Einstellung der Pflegefachkraft zum von ihr gewählten Beruf. Sicherlich erhoffen sich auch etliche Gäste der SPD im „Fresco“ nach der Bundestagswahl einige deutliche Verbesserungen für ihr Berufsbild. Dazu hatte im März 2017 in Halle an der Saale der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz angekündigt, im Falle einer Wahl zum Bundeskanzler verstärkt Probleme in der Pflege angehen zu wollen. ‚Es gibt speziell in der Pflege ein ganzes Bündel von Problemen – angefangen bei der Ausbildung über Arbeitszeiten bis zur Bezahlung‘, hatte der Sozialdemokrat ausgeführt, ‚hier müssen wir nachlegen.‘ Für die Ausbildung pflegerischen Nachwuchses etwa könnten nach Ansicht des 61-Jährigen auch Haushaltsüberschüsse verwendet werden. ‚Wir sind ein superreiches Land‘, so Martin Schulz, „aber wir haben in einem der sensibelsten Bereiche unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens wirkliche Defizite.‘

Hans Zaremba