Ausgabe Juli 2015: Verantwortungsvolle Politik für Flüchtlinge

Parteigeschichte

Klammer zwischen ÖTV und SPD

Vor 20 Jahren verstarb Hermann Schuchtrup

Wenn heute auf die enge Verzahnung der Gewerkschaften mit den Sozialdemokraten in den 1960er bis 1990er Jahren zurückgeschaut wird, dann rücken vorwiegend die Namen der einstigen Ersten Bevollmächtigten der Industriegewerkschaft Metall (IGM) in Lippstadt, Engelbert Sander (+ 2004) und Werner Franke (+ 2006), in den Blickpunkt. Zu den damaligen hauptamtlichen Gewerkschaftlern, die im DGB-Haus in der Kastanienallee ihre Büros hatten und sich zugleich in der SPD engagierten, zählte auch Hermann Schuchtrup aus der ÖTV (Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr).

Wegbegleiter von Jakob Koenen

Der vor 20 Jahren verstorbene langjährige Geschäftsführer der ÖTV im vormaligen Kreis Lippstadt und nach der Neuordnung von 1975 im neuen Kreis Soest, Hermann Schuchtrup, gehörte ebenso wie seine IGM-Kollegen zu den Wegbegleitern des legendären Bürgermeisters Jakob Koenen (SPD). Am 1. Oktober 1957 begann er in Lippstadt seine hauptamtliche Tätigkeit bei der ÖTV. Schon kurz darauf kam er auch zur SPD. Eine Entwicklung, die damals für das enge Zusammenwirken von DGB und SPD üblich war. Über 38 Jahre hat er sich für die SPD engagiert. Von 1961 bis 1975 war er Mitglied des Lippstädter Rates. Nach der im Jahr 1975 erfolgten Bildung des Großkreises Soest wurde Hermann Schuchtrup im Mai 1975 als Mitglied in den neuen Kreistag gewählt. Seine kommunalpolitische Tätigkeit beendete er nach den Stadtrats- und Kreistagswahlen in 1979.

Verabschiedung Hermann Schuchtrup (rechts) im Dezember 1979:Auf der Aufnahme sind von links nach rechts auch die Ex-Kreistagsabgeordneten Jakob Mehl aus Benninghausen, Egbert Teimann, Paul Schulte-Derne, Heinz Hesse und Engelbert Sander, MdB aus Lippstadt, sowie der Vorsitzende des einstigen SPD-Kreisverbandes Lippstadt, Lothar Reiter (Langeneicke), abgebildet. Archiv-Foto: Kreisarchiv Soest (Bestand „Soester Anzeiger“)

Anerkannter Sozialexperte

Dies hielt ihn nicht davon ab, sich auch weiterhin einzumischen, wenn er dies für erforderlich hielt. Insbesondere, wenn es um Stellenpläne im Kreis- und Stadthaus ging und die Interessen der ihm als ÖTV-Mann anvertrauten Kolleginnen und Kollegen gewahrt werden mussten. Er war die Klammer zwischen der SPD und der damals noch eigenständigen ÖTV, die in 2001 neben der DPG (Deutsche Postgewerkschaft) HBV (Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen), IG Medien (Druck und Papier, Publizistik und Kunst) und DAG (Deutsche Angestellten-Gewerkschaft) zur Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) verschmolzen wurde. Mit Vollendung des 60. Lebensjahres ging Hermann Schuchtrup im Sommer 1988 nach 37 Jahre beruflicher Tätigkeit bei der ÖTV in Rente. Auch danach engagierte er sich für die Sozialdemokraten – so auch noch wenige Wochen vor seinem überraschenden Tod am 7. Juli 1995 im Landtagswahlkampf mit den damaligen Repräsentanten im Land, Ministerpräsident Johannes Rau, und vor Ort, Landtagsabgeordneter Karl-Heinz Brülle – mit. Zudem gehörte der über die Parteigrenzen hinaus anerkannte Sozialexperte dem Seniorenbeirat der Stadt Lippstadt an.

Hans Zaremba