1975 bis 2010

1980

Gesamtschule erhitzte die Gemüter

Ein Rückblick auf den Landtagswahlkampf im Jahr 1980

Jetzt, da im Jahr 2010 auch in Lippstadt eine Gesamtschule ihren Unterricht aufgenommen hat und womöglich an der Lippe noch eine zweite Einrichtung dieser Schulform entstehen wird, ist es kaum noch vorstellbar, dass sich beim Thema „Gesamtschule“ die Gemüter erhitzen. Aber im Landtagswahlkampf des Jahres 1980 war dies noch völlig anders. Zu jener Zeit versuchte die Union, diese noch junge Schulform als sozialistische Kaderschule zu verunglimpfen und Angstgefühle in der Wählerschaft zu mobilisieren. Diese bösen Attacken zielten folglich auch auf den heimischen Kandidaten der Sozialdemokraten für die Landtagswahl, Eike Hovermann.

Zustimmung

Doch auch vor über dreißig Jahren erfreute sich die 1963 durch den Berliner Schulsenator Carl-Heinz Evers (geboren 1926 und verstorben 2010) geprägte Schulform in Nordrhein-Westfalen einer großen Zustimmung, was Eike Hovermann in einem von der damaligen Tageszeitung „Lippstädter Anzeiger“ am 16. Februar 1980 veröffentlichen Leserbrief herausstellte. Bereits im Jahr 1980 konnten landesweit 30 bis 40 Prozent der Anmeldungen für die Gesamtschule nicht berücksichtigt werden. Es gab also gute Gründe, dass die Landesregierung mit Ministerpräsident Johannes Rau und Kultusminister Jürgen Girgensohn (geboren 1924 und verstorben 2007) am Kurs für die Gesamtschule festhielt.

Landtagswahlkampf 1980.Vor dem Lippstädter Heimatmuseum traf der Landtagskandidat der SPD, Eike Hovermann (zweiter von rechts), den nordrhein-westfälischen Kultusminister Jürgen Girgensohn (zweiter von links). Mit im Bild sind von links nach rechts das Anröchter Kreistagsmitglied Wilfried Jäger, die Lippstädterin Renate Franke (+) und der Rektor der Wilhelmschule, Karl-Heinz Sudbrock.

Angebotsschule

Entgegen der im Landtagswahlkampf 1980 aus der CDU und ihrem Umfeld verbreiteten Polemik, wonach die Gesamtschule von der SPD als Regelschule eingeführt werden sollte, bleibt festzustellen, dass diese Behauptungen in 1980 falsch waren und in 2011 jeglicher Grundlage entbehren. Die Gesamtschule war immer eine Angebotsschule und hat die Schullandschaft in Nordrhein-Westfalen bereichert. Dies wissen auch die Bürgerinnen und Bürger an der Lippe, sonst hätten nicht so viele im vergangenen Jahr ihre Kinder zur Gesamtschule geschickt. So musste Bürgermeister Christof Sommer (CDU) erkennen, dass seine ablehnende Haltung zur Gesamtschule den Elternwillen nicht stoppen konnte.