1975 bis 2010

1980

Das Duell bei der Bundeswahl

Abfuhr für den Herausforderer von Helmut Schmidt in 1980

Ein Novum in der einunddreißigjährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Bei der Bundestagswahl am Sonntag, 5. Oktober 1980, bewirbt sich mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (+) erstmals ein CSU-Politiker um das Amt des Bundeskanzlers. Rasch spitzt sich der Wahlkampf auf das Duell zwischen dem Amtsinhaber Helmut Schmidt (SPD) und seinem Herausforderer zu. Die Sachthemen werden bei diesem Duell mehr oder weniger in den Hintergrund gedrängt.

Unterstützung aus Düsseldorf.Im Bundestagswahlkampf 1980 war der Landeswirtschaftsminister Reimut Jochimsen (+), zweiter von rechts, zu einer Besichtigung beim Optiker Krane. Mit im Bild in der Mitte Bundestagsabgeordneter Engelbert Sander (+) und rechts der Firmenchef Franz-Josef Krane.

Aufgeputschte Stimmung

Wohl kaum ein Wahlkampf wurde so polarisierend geführt wie der von 1980. Dies war auch an den SPD-Infoständen zu spüren, die in den 1970er und 1980er Jahren überwiegend am Rathaus zu finden waren und wo die Sozialdemokraten mit dem Bundestagsabgeordneten Engelbert Sander (+) um Zustimmung warben. Die aufgeputschte Situation von 1980 war vor allem auf den Kanzlerkandidaten der Union zurückzuführen: Franz Josef Strauß, damals bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender. „Für seine Bewunderer und Befürworter war er der Heilige, für seine Gegner und Feinde der Dämon, der Gottseibeiuns“, beschreibt sein Biograf Peter Siebenmorgen die Wirkung des Vollblutpolitikers. Spätestens seit der „Spiegel-Affäre“ von 1962, wo der Bayer von seinem Amt als Verteidigungsminister zurücktreten musste, war der 1988 verstorbene Altphilologe auch in den eigenen Reihen umstritten. Seiner Kandidatur in 1980 ging ein heftiger Streit zwischen CDU und CSU voraus. Denn viel lieber als den Münchener Ministerpräsidenten wollte der damalige CDU-Vorsitzende Helmut Kohl den Regierungschef aus Hannover, Ernst Albrecht, zum Kandidaten ausrufen. Doch die Bundestagsfraktion der Union wählt am 2. Juli 1979 den Bewerber aus Bayern mit 135 zu 102 Stimmen zum Kanzlerkandidaten.

Helmut Schmidt bleibt

Für die Koalition ging Kanzler Helmut Schmidt (SPD), seit 1974 an ihrer Spitze, ins Rennen. Der kühle Hamburger war das genaue Gegenteil zum hitzigen Bayern. Die Wahl brachte eine deutliche Mehrheit für SPD und FDP. Die Liberalen profitieren von dem ungleichen Zweikampf, sie kommen auf 10,6 Prozent und gewinnen 14 Sitze hinzu. Nun sind sie mit 53 Abgeordneten vertreten. Die SPD erreicht 42,9 Prozent und das bedeutet einen Zuwachs von vier Sesseln auf nun insgesamt 218 Sitze. Darunter auch der Lippstädter Engelbert Sander. Ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 fährt die CDU ein. Sie kommt auf 34,2 Prozent und zieht mit 174 Abgeordneten in den Bundestag, 16 weniger als zuvor. Die CSU legt mit 10,3 Prozent ganz leicht zu und stellt einen Parlamentarier mehr als 1976. In 1980 wurde auch der jahrelange Machtkampf zwischen Helmut Kohl und Franz Josef Strauß entschieden. Fortan hielt der spätere Langzeitkanzler das Zepter der Union in der Hand. Helmut Schmidt konnte vorläufig seine Arbeit als Kanzler fortführen.