1975 bis 2010

1988

Sozis mussten draußen bleiben

Die SPD wurde 125 Jahre alt, aber die CDU versperrt ihr das Rathaus

Es war der 23. Mai 1988, an dem die SPD auf eine Geschichte von 125 Jahren zurückschauen konnte. Dieses Ereignis war nicht nur ein sozialdemokratisches, es war ein deutsches Jubiläum. Doch der Lippstädter SPD, die ihre eigene Tradition und die Geschichte ihrer Gesamtpartei im Rathaus darbieten wollte, blieb dafür im Jahr Mai 1988 die Tür der Versammlungsstätte der Stadt in der Lange Straße verschlossen.

Das Rathaus blieb der SPD verschlossen.Doch der Freude von Werner Roß (links) und Walter Neumann über das Jubiläum der Sozis tat dies keinen Abbruch. Zum Festtag ihrer Partei trafen sich die Ratsherren im Mai 1988 mit weiteren Sozialdemokraten im Haus des Nördlichen Schützenbundes.

Zugang jedoch für die CDU

Der SPD wurde für ihre Feierstunde der Zutritt in jenes Gebäude verwehrt, in dem vom November 1948 bis zu seinem Tod im Januar 1974 der Ehrenbürger der Stadt Lippstadt und große Mann der Lippstädter Sozialdemokratie, Jakob Koenen, als Anwalt und Sachverwalter der Menschen in der Stadt an der Lippe über 25 Jahre ununterbrochen und erfolgreich als erster Bürger von Lippstadt gewirkt hat. Ein Skandal war das, was sich zum Ende der 1980er Jahre zum Jubiläum der ältesten deutschen Partei in Lippstadt ereignet hat. Dieses Ereignis fand in einer Phase statt, in der die CDU im Rat über die absolute Mehrheit verfügte und fast alle Initiativen aus der SPD abschmetterte. So versagte sie im Jahr 1988 mit ihrer Überzahl von einer Stimme der Sozialdemokratie für ihren Gedenktag den Zugang ins Rathaus. Ausgerichtet werden durfte in diesem Gebäude aber wenige Monate zuvor, im November 1987, eine Landesvorstandssitzung der CDU. Dazu war keine Ratsentscheidung erforderlich. Die Genehmigung für das Ansinnen der Union hatte der damalige Stadtdirektor Friedrich Wilhelm Herhaus in eigener Zuständigkeit erteilt. Beim Vorhaben der SPD meinte der seit 1958 amtierende Verwaltungschef, der während der Ära von Jakob Koenen als Bürgermeister in die Spitzenfunktion im Stadthaus gelangte, jedoch, dass Veranstaltungen von Parteien nicht im Rathaus stattfinden sollten. Dass mit seiner Weisung und dem Votum der CDU die politische Kultur in Lippstadt beschädigt wurde, haben die zu verantworten, die im Sommer 1988 glaubten, die Sozialdemokratie mit ihrer beispiellosen Vergangenheit in der deutschen Geschichte aus dem Haus für die Lippstädter Bürgerschaft fernhalten zu müssen.