1982
Der Kanzlerwechsel und seine Folgen
Nach dem Misstrauensvotum im Oktober 1982
Mit einem „konstruktiven Misstrauensvotum“ stürzen am Freitag, 1. Oktober 1982, die Unionsparteien und die FDP den Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und wählen statt des Hamburgers den Pfälzer Helmut Kohl (CDU) ins Amt. In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde das „konstruktive Misstrauensvotum“ bislang nur zweimal eingesetzt. Vor dem 1. Oktober 1982 versuchte am 27. April 1972 die Union, mit ihrem Partei- und Fraktionsvorsitzenden Rainer Barzel (+) den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) aus dem Amt zu hieven. Doch dies blieb erfolglos.
Auflösung des Bundestages
Trotz seiner Wahl zum neuen Regierungschef der Bundesrepublik Deutschland strebte der Mann aus der Union in Absprache mit der FDP baldige Neuwahlen des Bonner Parlamentes an. Sie fanden nach der von ihm gestellten Vertrauensfrage im Dezember 1982 und der verfassungsrechtlich umstrittenen Auflösung des Bundestages im Januar 1983 am Sonntag, 6. März 1983, statt. Die mit dem Koalitionswechsel vom Oktober 1982 angekündigten vorgezogenen Bundestagswahlen lösten in den Parteien die üblichen Personalrunden aus. So auch bei den heimischen Sozialdemokraten. Während sich im Westkreis der aus Welver stammende damalige SPD-Unterbezirksvorsitzende Klaus-Theo Rohe anschickte, sich auf eine Bundestagskandidatur vorzubereiten, meldete im Ostkreis der von seinen Lippstädter Parteifreunden favorisierte Abgeordnete Engelbert Sander seine erneute Bewerbung an.
Konferenz in Bad Sassendorf
Die Entscheidung der SPD, wer für sie im Wahlkreis Soest ins Rennen bei der Wahl im März 1983 gehen sollte, fiel am Samstag, 18. Dezember 1982, in Bad Sassendorf. Die Tageszeitung „Der Patriot“ hatte ihren Beitrag am Montag, 20. Dezember 1982, mit dem Titel „Engelbert Sander setzt sich klar durch“ überschrieben. In einem Kommentar stellte der damalige und unterdessen verstorbene Chefredakteur Wolfgang Beuermann unter anderem heraus: „Klaus-Theo Rohes Abstimmungs-Niederlage galt sicher nicht nur dem alerten Rechtsanwalt und Unterbezirksvorsitzenden, sondern wohl eher den linken Intellektuellen in der Partei insgesamt.“ Die Abstimmung von Bad Sassendorf, das ist mehr oder weniger knapp dreißig Jahre später in der SPD unbestritten, war wohl vorrangig gegen den späteren Welveraner Bürgermeister gerichtet. Dies offenbarten die bis in die 1990er Jahre geführten Debatten über seinen häufig übersteigerten Ehrgeiz.